Ferdinand Friedrich Faber wurde am 4. Dez. 1789 in Unterjesingen als fünftes Kind unseres Stammvaters Immanuel Gottlieb Faber und seine Ehefrau Christiane Regine geb. Volz geboren. Er muss von seinen Eltern bereits einen ausgeprägten Familiensinn mitbekommen haben. Was hat Ferdinand Friedrich Faber besonders gemacht? Und warum wird er Stipendienfaber genannt? Zu seinem beruflichen Werdegang gehören folgende Stationen Stadtschreibereiverweser in Tübingen 1820, Oberrevisor in Stuttgart 1824, Staatsschuldenzinsen-Kassier 1827-1851 und dann i. R. 1824 zum Finanzrat ernannt. Seine große Leidenschaft war die Familienkunde (Genialogie). Hierzu muss man wissen, dass es seit dem Mittelalter Familien-Stiftungen gab. Diese Stiftungen wurden meistens von kinderlosen Akademikern gegründet. In deren Testament wurde ein bestimmter Geldbetrag als Kapital festgelegt, aus dessen Zinsen für die vom Stifter festgelegten (häufig sozialen) Zwecke ausgezahlt wurden. Häufig gab es Stiftungen für Stipendien zur Förderung des Studiums von Verwandten. Die erste Tübinger Studien-Stiftung wurde 1479 kurz nach der Gründung der Universität Tübingen eingerichtet. Die Verwandtschaft musste aber durch eine schriftliche familienkundliche Abstammung nachgewiesen werden. Wer seine Abstammung nicht nachweisen konnte, konnte auch keine Stipendium für sein Studium aus diesen Stiftungen bekommen. Und hier setzte Ferdinand Friedrich Faber an. Er untersuchte, „wer mit wem in Württemberg verwandt ist“. Damit verhalf er vielen Menschen zu einem Stipendium, indem diese durch seine familienkundlichen Untersuchungen nachzuweisen konnten, dass sie mit einer schon länger verstorbenen Person verwandt sind, die eine Studienstiftung hinterlassen hat. Hierbei hat Ferdinand Friedrich Faber weit über die Faberfamilie hinaus familiäre Zusammenhänge erforscht und dokumentiert. Er hat seine familienkundliche Forschungen in den „Württembergischen Familienstiftungen“ dokumentiert, die in 24 Heften von 1853 bis 1858 erschienen. Wie gesagt, die Stiftungen und deren Vermögen haben mit der Faberfamilie ansich nichts zu tun. Das Vermögungen der Stiftungen stammt nicht aus der Faberfamilie, sondern von von verschiedenen einzelnen kinderlosen Akademikern aus den vergangenen Jahrhunderten. Die Stiftungen haben teilweise über mehrerer Jahrhunderte bestanden. Mit dem Ende des ersten Weltkriegs und der Inflation 1923 war die große Zeit dieser Stiftungen zu Ende. Diese Stiftungen haben zum Teil jedoch bis in unserer Neuzeit hineingereicht. Der Senat der Universität Tübingen hat 1962 alle bis dahin noch bestehenden Familienstipendien wegen Geringfügigkeit aufgehoben und einer allgemeinen Universitätsstiftung zugeführt. Ferdindand Friedrich Faber schrieb 1843 selbst: „Der in Württemberg stets rege gewesene Sinn für wissenschaftliche Ausbildung der Jugend hat sich besonders auch durch eine große Anzahl von Familien-Stiftungen für Studirende kund gethan. Die Zahl dieser Stiftungen in Württemberg beträgt nahezu an 300 mit einem Vermögen von mehr als 2 Millionen Gulden“
"Bei der I.G. Faber’schen Familienzusammenkunft am 14. Juni 1906 ist der Wunsch geäußert worden, es möchte für die 50-jährige Gedächtnisfeier der ersten Faber’schen Familienzusammenkunft (vom Oktober 1859) nicht bloß eine Neuauflage des 1875 in erster Auflage von Pfarrer H. Zeller, 1899 in zweiter Auflage von Oberkonsistorialrat P. Wunderlich verfassten Faberschen Familien- büchleins als 3. Ausgabe veranstaltet , sondern auch dieser Neuausgabe als Wort der Erinnerung an den um den ganzen Familienkreis hochverdienten und in gesegnetem, dankbaren Andenken stehenden Stifter der Faber’schen Familienstiftung beigefügt werden.
Nachdem ich als Verfasser des neuen Faberbüchleins auch diesen Auftrag übernommen habe, ist es mir durch Rücksprache und Verständigung mit der zu unserer aller Freude jetzt noch lebenden und unter uns als würdige Seniorin unseres Familienkreises gegenwärtigen jüngsten und von seinen unmittelbaren Nachkommen allein noch lebende Tochter Anna Faber möglich geworden, diesen Auftrag wenigstens soweit zu erfüllen, wie es nach mehrfachen Unterbrechungen mir möglich geworden ist.
Was den äußeren Lebensgang dieses unseres Vereinsstifters betrifft, so wird es wohl genügen, auf Seite 87 des Büchleins selbst hinzuweisen. Es ist derselbe so stille verlaufen, wie sein häusliches Leben, über das ich aus den –Mitteilungen unserer lieben, verehrten Seniorin wenigstens einige Hauptzüge in abkürzender Zusammenfassung mitteilen möchte:
„Wer an dem Faber`schen Hause, Hohestraße Nr. 16 in Stuttgart vorüberging oder in dasselbe eintrat, konnte oft so laute Stimmen hören, dass er denken mochte: Da drin gibt`s Streit und Zank. Er täuschte sich jedoch; denn die Fabersche Familie war eine sehr friedliche und die lauten Stimmen kamen nur daher, dass die Kinder des Hauses oder anwesende Gäste bemüht waren, sich dem harthörigen Haupt der Familie verständlich zu machen. Dieses üble Gehört war eine schwere Prüfung für den guten Mann, den Urheber unseres Faber’schen Familienvereines: Ferdinand Friedrich Faber .
Nicht nur wurde ihm dadurch sein umfassendes Amt eines Kassiers der Staatsschuldenzahlungskasse sauer, sondern auch im Verkehr mit den Seinigen brachte es ihm manche Störung. Dennoch hatte der am 28. Januar 1858 entschlafene 68-jährige Mann ein reiches Leben abgeschlossen und nicht bloß sein schweres Amt bis wenige Jahre vor seinem Tod gewissenhaft und pünktlich verwaltet, sondern er war auch seinen Kindern ein überaus
Treuer und liebevoller Vater, sowie ein Freund und Wohltäter vieler geworden; welche um Rat und Hilfe sich an ihn vertrauensvoll gewendet und nie eine Fehlbitte getan hatten.
Vertrauen erwarb er sich nicht nur durch sein gutes Herz und seine Freundlichkeit, sondern auch durch seine klare, nüchterne Anschauung dessen, was von Lebensfragen an ihn herantrat, die mit ruhiger Überlegung, ohne alle Beeinflussung durch augenblickliche Launen, von ihm erledigt wurden.
Seine Lebensweise war sehr einfach, ausdauernde Arbeit war ihm sein Bedürfnis, darum stand er frühe auf. Verfügte sich in sein Zimmer und vertiefte sich in seine genealogischen Studien. Zur pünktlichen Stunde ging er in seine Kanzlei. So fleißig und anhaltend er arbeitete, war er doch auch darin nüchtern und überlegend, daß er sich nie bis zur Übermüdung abhetzte. An Sommerabenden oder Sonntag-Nachmittagen machte er gerne einen Spaziergang, entweder mit uns Kindern oder auch allein. Weil er uns Kindern gerne
Ein Sonntagsvergnügen bereitet, wurde (da es noch keine Eisenbahnen gab), hie und da ein Wagen genommen, die ganze Familie hineingepackt und in einem lieben Verwandtenhause ( in Neckartailfingen, Schorndorf, Waldenbuch, Holzgerlingen, Kuppingen) wieder ausgeladen, um einem schönen, frohen Tag entgegenzugehen und überall war alles schön und gut. Diese Besuche wurden von den auf dem Lande wohnenden Verwandten auch erwidert und uns Kindern war es immer ein Vergnügen, Gäste zu haben. Die mit dem Vater in Herzensgüte trefflich harmonierende Mutter machte dann viele Kuchen und bei Tisch war es unterhaltend"
Otto Faber
-entnommen aus dem Faberbuch 3. Auflage aus dem Jahr 1911-